(⬆️ Das Titelbild ist der abendliche Ausblick aus unserer Wohnung in Zürich – ja, wir wissen, dass wir uns glücklich schätzen können und sind dankbar dafür!)
Hallo zusammen :-) Ich bin Flo, eine 35-jährige Französin und lebe seit mehr als 6 Jahren (Oktober 2017) in der Schweiz.
Ich arbeite für Google in Zürich.
Und ich habe vor, mit 40 in den Ruhestand zu gehen!
UPDATE 29.08.2024: Flo ist endlich schneller als erwartet auf den Zug aufgesprungen :) Die Fortsetzung seiner Geschichte findest du in diesem Artikel.
Flos Hintergrundgeschichte
Bevor ich in die Schweiz gekommen bin, wusste ich gar nichts über FIRE.
Zu dieser Zeit wusste ich nicht einmal genau, wie viel Geld ich hatte. Ich hatte nur eine grobe Zahl im Kopf.
Und weil ich schon immer einen frugalen Lebensstil führte und viel von meinem Einkommen sparte (in der Regel zwischen 60 und 70 %), habe ich nie wirklich auf meine Ausgaben geachtet, da diese immer tief waren.
Als ich von Dublin nach Zürich kam, stieg ich auf der Karriereleiter in eine besser bezahlte Position auf.
Ich bekam bei meinem Arbeitgeber eine hübsche Lohnerhöhung und da wurde mir klar, dass ich wirklich besser wissen sollte, wie viel Geld ich habe und wie es um meine Finanzen steht.
Zu diesem Zeitpunkt investierte ich selbst gar kein Geld.
Da ich in einer frugalen “Safe Money”-Familie aufgewachsen bin, ruhte ein Grossteil meines Nettovermögens auf Sparkonten mit unterschiedlichen Zinssätzen (zwischen 1,5 und 2,5 %).
Und bis zu diesem Zeitpunkt war ich damit eigentlich ganz zufrieden.
Ich muss auch erwähnen, dass ich nie Schulden hatte (meine Eltern haben mein Studium bezahlt) und dass ich nach meinem Abschluss schnell eine Stelle gefunden habe.
Ich stellte auch fest, dass mein Arbeitgeber die Beiträge zu unserem betrieblichen Altersvorsorgeplan verdoppelte, und war schockiert, als ich entdeckte, dass ich nach vier Jahren bei Google nur den kleinsten Betrag (4,5 %) statt der vollen 8,5 % eingezahlt hatte - die mein Arbeitgeber ergänzt.
Ich hatte mich auch noch nie in dieses Konto eingeloggt und hatte keine Ahnung, wie viel Geld ich zu diesem Zeitpunkt dort hatte.
Schlussendlich erfuhr ich auch, dass ich Unternehmensaktien bekam, aber ich hatte mich nie in dieses Konto eingeloggt und hatte keine Ahnung, um wie viel Geld es sich handelte.
Berechnung meines Nettovermögens
Da beschloss ich, dass ich mir einen besseren Überblick über meine persönlichen Finanzen verschaffen musste.
Zuerst habe ich eine Tabelle erstellt, in der ich mit einer Auflistung begonnen habe:
- Die Details meines Jahreseinkommens (Bruttolohn + Boni und Aktien)
- ALLE meine Konten. Ich habe eine Weile gebraucht, um alle Informationen zusammenzutragen, denn für viele hatte ich die Login-Informationen verloren (oder mich zuvor gar nie eingeloggt, deshalb musste ich all das einrichten). Ich habe die Gelegenheit genutzt, all die Apps für diese Konten herunterzuladen, um in Zukunft einfacher und regelmässiger auf diese Infos zugreifen zu können. Und das war auch bitter nötig! :D
Beim Auflisten all meiner Konten habe ich ein paar Dinge notiert:
- Den genauen Betrag auf dem Konto geprüft.
- Die Zinssätze geprüft.
- Die Gebühren und Bedingungen geprüft! Und so begann ich auch, ein bisschen Geld zu verschieben, um von den Konten zu profitieren, die die beste Rendite bieten und um Bankgebühren zu minimieren. Ich fand heraus, dass meine französische Bank irgendwann anfing, 10 Euro pro Monat zu verlangen, für Geld, das einfach nur hinterlegt war und für das die Bank nichts tat – nope!
- Ausserdem habe ich meine Beiträge zur Altersvorsorge auf 8,5 % (+8,5 % Arbeitgeberzuschuss) erhöht, um voll davon zu profitieren. Da ich einen recht frugalen Lebensstil führe, habe ich das bei meinem Monatslohn nicht wirklich bemerkt.
- Und ich eröffnete auch eine dritte Säule (am Anfang bei einer Bank 🤦🏻♀️, bevor ich dann ein Jahr später auf VIAC wechselte).
Mein vernünftiger, frugaler Lebensstil
An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass ich zwar hohe Sparraten (zwischen 60 und 70 %) habe, aber ich führe nicht einen super frugalen Lebensstil, wie er möglicherweise von einigen FIRE-Leuten gepredigt wird.
Ich lebe in einer sehr schönen und komfortablen Wohnung.
Ich esse auswärts, wenn ich Lust darauf habe und ich gönne mir selbst etwas, wenn mir danach ist.
Aber ich habe im Allgemeinen einfach keinen teuren Geschmack.
Ich hasse Shopping.
Ich bin auch recht minimalistisch.
Und die meisten meiner Aktivitäten sind in der Regel gratis – wie zum Beispiel Wandern.
Wie ich die FIRE-Bewegung entdeckte
Zu diesem Zeitpunkt war aber für mich FIRE noch kein Begriff und ich investierte auch nichts.
Aber drei Monate nach meinem Umzug in die Schweiz habe ich meinen Partner Jan kennengelernt.
Er ist 17 Jahre älter als ich.
Und als wir anfingen, über unsere gemeinsame Zukunft zu sprechen, wurde mir klar, dass ich viel früher in Rente gehen müsste, wenn ich das Beste aus unserem gemeinsamen Leben machen wollte.
Was ich damit sagen will: Wenn ich mich standardmässig um die 60 zur Ruhe setzen würde, dann wäre Jan schon fast 80 Jahre alt.
Welcher Art von Aktivitäten könnten wir dann nachgehen?
Und das war der Zeitpunkt, zu dem ich auf FIRE (Financial Independence, Retire Early: Finanzielle Unabhängigkeit, Frühzeitiger Ruhestand) stürzte und tief in die Materie eintauchte. Ich befasste mich auch ausführlich mit den verschiedenen Möglichkeiten für eine Frühpensionierung.
Ich begann meine Tabelle mit verschiedenen Formeln zu erweitern, um meinen FIRE-Betrag zu berechnen und dann mein Nettovermögenswachstum und das voraussichtliche Nettovermögen in verschiedenen Altersstufen für den potenziellen Ruhestand zu ermitteln.
Da wurde es mir endlich klar…
Mit Sparkonten allein würde ich es nie schaffen.
Hallo Investment! (inkl. unserem Anlageportfolio)
Und da Jan bereits Erfahrung mit Interactive Brokers hatte (und IB ein bisschen überall empfohlen wurde), fing ich klein an und investierte zunächst einmal CHF 20'000.
Von Anfang an investierte ich nur in ETFs.
Denn aus allen FIRE-Blogs habe ich gelernt, dass sie das ideale Anlageportfolio sind.
Und da ich ein ziemlich risikoscheuer Mensch bin, sprach mich die Diversifizierung, die die ETFs bieten, sehr an.
Ich bin auch ein ziemlich fauler Mensch, daher schien mir die Idee des passiven Investments in ein festes Portfolio aus ETFs wirklich die beste Option für mich zu sein.
Nach etwa 6 Monaten kam ich mit dem Auf und Ab des Marktes besser zurecht und entschied mich, ein bisschen mehr zu investieren.
Das letzte Jahr war für mich echt ein gutes Jahr, um noch mehr dazuzukaufen!
Und jetzt sind etwa 70 % meines Nettovermögens investiert (inklusive meiner Firmenaktien).
Ich habe recht lange gebraucht, um mein Portfolio zusammenzustellen und habe es im letzten Jahr dahingehend verändert, dass es jetzt besser zu meinen Bedürfnissen, Werten und meinem Know-how über Gebühren, Steuern usw. passt.
Da ich weiss, dass es hier recht geschätzt wird, solche Infos zu teilen, findest du die Details meines Portfolios und die Allokation gleich hier:
ETF-Name | Ticker | Portfolioallokation |
---|---|---|
iShares Global Government Bond UCITS ETF USD (Dist) | SWX:IGLO | 15% |
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing | SWX:VWRL | 40 % |
Vanguard S&P 500 UCITS ETF | SWX:VUSA | 30 % |
iShares MSCI EM UCITS ETF EUR | IQQE | 6 % |
iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF | IQQ6 | 6 % |
Vanguard Mega Cap Growth Index Fund ETF USD | MGK | 3 % |
Alphabet Inc Class C (my Google stocks) | NASDAQ:GOOG | n/a |
Wie du siehst, war ich zuerst sehr undiversifiziert und erweiterte dann meine Auswahl ein bisschen 🙄 und ich weiss, dass ich jetzt ein paar Überschneidungen mit VWRL und VUSA habe …
Die Entwicklung meines Lohns über die Jahre hinweg
Ich finde, es ist sehr wichtig, sich mehr über solche Zahlen auszutauschen!
Ich sehe es als etwas Inspirierendes an, auch wenn es sich ein bisschen nach Voyeurismus anfühlt :)
Ich teile hier meinen Bruttojahreslohn, da die Steuern in jedem Land unterschiedlich sind. Dieser beinhaltet, vor Steuern:
- Lohn
- Jahresboni
- Aktien
Jahr | Bruttojahreslohn |
---|---|
2012 | 30k € |
2013 | 33k € |
2014 | 37k € |
2015 | 66k € |
2016 | 86k € |
2017 | 123k CHF |
2018 | 161k CHF |
2019 | 192k CHF |
2020 | 210k CHF |
2021 | 240k CHF |
2022 | 264k CHF |
2023 | 297k CHF |
Und untenstehend habe ich ein paar Infos zu Beförderungen, Arbeitsorten und Jobwechseln hinzugefügt, um den Kontext der Lohnentwicklung aufzuzeigen.
Zudem habe ich eine ungefähre Schätzung der Mietpreise für jede Phase hinzugefügt, da dies immer ein grosser Kostenfaktor ist und den Bezug zur Inflation hinsichtlich Lebenshaltungskosten und Lebensstil herstellen kann.
Jan 2012 - Jun 2013
- Job: Kommunikationsmanagerin
- Firma: für eine kleine Baufirma (erster “richtiger Job” nach dem Master-Abschluss)
- Land: Belgien
- Lohn: 30k Euro / Jahr
- Lifestyle: Ich lebte in Nordfrankreich (40 Minuten Anfahrtsweg zur Arbeit, da ich nahe der Grenze wohnte). Miete ~ 500 Euro / Monat (ich wohnte zu der Zeit bei meiner Schwester)
- Finanzen: Ich hatte etwa den Wert von 10 Monatsausgaben (Reinvermögen) angespart, als ich im Juni 2013 nach Dublin zog.
- Karriere: Ich beschloss, meinen Job zu künden, meine Sachen zu packen und im Sommer 2013 nach Irland zu ziehen, ohne jegliche Pläne – keine Wohnung, kein Job und ich war noch nie zuvor in Irland gewesen und kannte niemanden dort. Ich brauchte 3 Monate, um einen Job zu finden (siehe unten).
Okt 2013 - Mai 2014
- Job: Policy Analyst (zu dem Zeitpunkt kein Vollzeitjob)
- Firma: Google
- Land: Irland
- Lohn: 33k Euro / Jahr
- Lifestyle: Zu dem Zeitpunkt lebte ich in einer WG in Dublin. ~700 Euro / Monat.
- Karriere: Im Mai 2014 bekam ich einen Vollzeitjob bei Google.
Mai 2014 - Nov 2015
- Job: Policy Analyst (Level 2 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Irland
- Lohn:
- 2014 = 37k Euro (kein Bonus in dem Jahr)
- 2015 = 66k Euro
- Lifestyle: Damals zog ich in eine eigene Wohnung. ~1100 Euro / Monat.
- Karriere: Ich wurde 2015 zum Level 3 Policy Specialist befördert.
Nov 2015 - Okt 2017
- Job: Policy Analyst (Level 3 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Irland / Schweiz
- Lohn:
- 2016 = 86k Euro
- 2017 (teilweise Irland / Schweiz) = 123k Euro
- Lifestyle: Ich zog im Oktober alleine in eine Wohnung (Miete: 2500 CHF / Monat) und lernte dann meinen Partner kennen, mit dem ich im Oktober 2018 zusammenzog (Miete: 1500 CHF / Monat).
- Karriere: Im Oktober 2017 zog ich in die Schweiz UND wechselte die Karriereleiter, um Program Manager zu werden (was bei Google ein ganz anderer Karrierepfad ist, mit einer höheren Bezahlung als für den Policy Specialist)
Okt 2017 - Okt 2018
- Job: Program Manager (Level 3 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Schweiz
- Lohn:
- 2018 (Schweizer Lohn — Übergang zu CHF) = 161k CHF
- Karriere: Ich wurde 2018 zum Level 4 Policy Specialist befördert.
Okt 2018 - Apr 2021
- Job: Program Manager (Level 4 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Schweiz
- Lohn:
- 2019 = 192k CHF
- 2020 = 210k CHF
- Karriere: Im Jahr 2021 wurde ich zum Level 5 Program Manager befördert.
Apr 2021 - Apr 2023
- Job: Program Manager (Level 5 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Schweiz
- Lohn:
- 2021 = 240k CHF
- 2022 = 264k CHF
- Karriere: Im Jahr 2023 wurde ich zum Level 6 Program Manager befördert.
Apr 2023 - heute
- Job: Program Manager (Level 6 Vollzeitangestellte)
- Firma: Google
- Land: Schweiz
- Lohn:
- 2023 = 297k CHF
Meine Vermögensentwicklung in der Schweiz
Im Jahr 2017 zog ich in die Schweiz.
Und es war auch das erste Jahr, in dem ich alle meine Finanzzahlen aufgeschrieben und meinen Nettowert berechnet habe, daher habe ich keine Zahlen für die vorhergehenden Jahre …
** | Nettovermögen CHF | Investitionen CHF | Kommentare |
---|---|---|---|
2017 | 167'557 | 42'193 | Vorwiegend Google-Aktien von der Arbeit |
2018 | 272'288 | 78'580 | Ich begann, neben meinen Google-Aktien ein bisschen zu investieren |
2019 | 414'031 | 153'913 | Ich begann mich beim Investieren sicherer zu fühlen |
2020 | 571'671 | 254'059 | |
2021 | 874'505 | 525'052 | |
2022 | 863'936 | 559'881 | |
2023 | 1'061'961 | 731'197 | Ich wurde mit 35 Millionären! Das war mein Ziel, seit ich in die Schweiz gekommen bin :D |
Wenn FIRE über Zahlen hinausgeht …
Die FIRE-Planung brachte auch viele Gespräche über das Leben mit sich.
Ich finde, das ist das eigentliche Gold hinter FIRE: Es zwingt einen wirklich dazu, darüber nachzudenken, was man mit seinem Leben anfangen will.
Und als Frau war es für mich nicht immer einfach, so etwas zur Sprache zu bringen.
Es ist interessant zu sehen, wie Diskussionen über die Lebensplanung ganz viele Menschen irritieren kann!
Einige der Lebensentscheidungen, die mein Partner und ich gemeinsam getroffen haben, wirken sich direkt auf meine FIRE-Planung aus – glücklicherweise waren wir uns in diesen Dingen sofort einig.
“Du wirst eine starke, unabhängige Frau sein!”
Wir haben nicht vor, zu heiraten, denn es scheint in der Schweiz nicht viele Vorteile zu geben, wenn man als 2 berufstätige Partner verheiratet ist.
Ausserdem war es meinem Vater ein Anliegen, meine Schwester und mich zu “starken, unabhängigen Frauen” zu erziehen, die nicht auf die finanzielle (oder emotionale) Unterstützung eines Mannes angewiesen sind.
Und das hat mir bis jetzt viel gebracht und ist immer noch ein Weg, den ich verfolgen möchte, auch wenn ich in einer Beziehung bin (du weisst nie, wie lange etwas dauern wird und du musst so oder so auf alles vorbereitet sein).
Deshalb basiert auch mein gesamter FIRE-Plan auf meinen eigenen Zahlen (und berücksichtigt meine vorraussichtlichten späteren Ausgaben, falls unsere Beziehung nicht Bestand hat). Dies ist wirklich ein Schlüsselteil meiner Prognose und meiner Strategie.
Separate Konten
Wir haben auch kein gemeinsames Konto oder so etwas in der Art.
Wir teilen unsere Rechnungen und unsere “paarbezogenen Ausgaben” proportional zu unserem Einkommen auf.
Wenn wir sterben, wird unser Geld an die jeweiligen Familien vererbt und nicht an den anderen, was für mich sehr wichtig ist.
Auch kein Wohneigentum
Wir haben nicht vor, ein Haus zu kaufen, weder für uns noch als Investition.
Immobilienbesitz wird zwar in vielen FIRE-Diskussionen gepredigt, aber wir wollen beide weder die damit verbundene Arbeit (habe ich schon erwähnt, dass ich ein bequemer Mensch bin?!) noch einen festen Hauptwohnsitz haben.
Wir finden es toll, dass wir ungebunden sind und nach Lust und Laune losziehen können.
Unsere Entscheidung, keine Kinder zu haben
Wir haben auch nicht vor, Kinder zu bekommen, aus verschiedenen persönlichen Gründen.
Und das erleichtert ganz bestimmt die FIRE-Planung noch mehr: Wir haben deutlich geringere Ausgaben und müssen nicht für eine Erbschaft (Generationenvermögen) planen!
Wir können unser ganzes Geld nach Belieben zu Lebzeiten ausgeben, ohne dass wir etwas zurücklassen müssen!
Und das ist immer eines der heikelsten Gesprächsthemen, das ich mit Menschen (meist aus der erweiterten Familie) habe.
Als Frau war dies für mich einer der schwierigsten Aspekte, wenn ich mit jemandem über meine Entscheidung für FIRE oder meine Zukunft im Allgemeinen gesprochen habe.
Es ist schon erstaunlich, dass “Kinder haben” eine so starke Erwartung der Gesellschaft ist. Und einige Leute haben mir zuweilen vorgeworfen, dass ich “egoistisch und geldgierig” sei, weil ich meine Zeit und mein Geld lieber für mich selbst als für Kinder verwenden möchte.
Aber das ist ein Thema für sich und es würde den Rahmen sprengen, darauf einzugehen!
Unser Leben, wenn wir FIRE sind
Hier sind unsere Pläne, wie wir unsere frühzeitige (nun ja, für mich kommt sie früher als für meinen Partner!) Pensionierung gestalten möchten.
Zuerst möchten wir unsere Familien für längere Zeit besuchen. Unsere jeweiligen Familien leben im Ausland (meine in Frankreich und diejenige meines Partners in den USA und in Brasilien) und jedes Mal, wenn wir sie besuchen, sind es Kurztrips, sodass wir nicht viel Zeit für enge Bindungen haben. Wir möchten vielleicht jeweils ein paar Monate in einem der Länder bleiben können, sodass wir mehr wertvolle Zeit mit der Familie und Freunden dort verbringen können.
Dann möchten wir längere Reisen auf der ganzen Welt machen.
Danach ist unser grösster Wunsch, quer durch Europa zu wandern. Wir haben in den letzten Jahren den Via Alpina durch die Schweiz gemacht und möchten in ganz Europa ähnliche Wanderungen unternehmen.
Und es gibt auch andere wertvolle Aktivitäten wie:
- Unsere Zeit ehrenamtlich für Dinge zur Verfügung zu stellen, die uns glücklich machen: andere coachen, unterrichten etc.
- Uns aktiver in unserer lokalen Gemeinschaft einbringen
- Und schauen, wohin uns den Wind trägt!
Auch wenn wir diese Aktivitäten grösstenteils gemeinsam planen – und auch wenn ich meine FIRE-Planung ursprünglich für dann aufgestellt habe, wenn mein Partner auch pensioniert wird, so kann ich mir unterdessen kaum mehr vorstellen, mich nicht mit 40 (in 5 Jahren!) zur Ruhe zu setzen und all diese Dinge nicht zu tun, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt Single sein sollte.
Und deshalb plane ich mein FIRE-Projekt weiterhin mit meinen eigenen Zahlen (und meinem Geld!).
FIRE ist für mich mittlerweile mehr eine Lebenseinstellung als ein Ziel an sich.
Meine Notizen zu Flos Geschichte
Es braucht nur ein auslösendes Ereignis …
Bei mir war das 2013.
Damals beschlossen wir, unseren Wunsch, Hauseigentümer zu werden, in die Tat umzusetzen.
Plötzlich wurde uns klar, dass wir etwas tun mussten, um die CHF 48'000, die wir gespart hatten, in die CHF 160'000 umzuwandeln, die wir für den Kauf unseres Eigenheims benötigten.
Diese Einsicht brachte Frau MP und mich dazu, ein Budget aufzustellen.
Und so entdeckten wir die FIRE-Bewegung.
Bei Flo war es dasselbe.
Als sie ihren Partner Jan kennenlernte, wurde ihr klar, dass ihre Ersparnisse niemals ausreichen würden, um sich frühzeitig zusammen mit ihrem älteren Partner pensionieren zu lassen.
Was ich damit sagen will: Es braucht nur ein auslösendes Ereignis, damit du wirklich loslegst und ultramotiviert bist, um FIRE zu werden.
Auch deine Geschichte interessiert mich. Schreibe mir doch im Kommentarbereich, was dein auslösendes FIRE-Ereignis war!
Auch du kannst mit Investieren beginnen
Flo ist nicht anders als du.
Ihr ist klargeworden, dass sie für eine Frühpensionierung in den Aktienmarkt investieren muss.
Sie wusste, dass sie es mit ihren “Sparkonten allein nie schaffen” würde, FIRE zu werden!"*
Also tauchte sie in das Thema ein, las Blogs und wagte dann den Sprung ins kalte Wasser.
In den ersten sechs Monaten investierte sie einen kleineren Betrag. Einfach, um sich schon mal anzunetzen.
Danach fühlte sie sich sicherer und erhöhte die Investitionssumme.
Und unterdessen vermehrt sich 70 % ihres Nettovermögens ununterbrochen autonom.
Deshalb wollte ich hier zwei Dinge hervorheben:
- Nein, nur weil sie bei Google arbeitet, ist sie nicht schlauer als du. Ich arbeite auch nicht bei Google und habe auch erst vor 10 Jahren mit dem Investieren begonnen
- Wenn du dich wirklich unsicher fühlst, alleine zu starten, dann komm in unser Forum und/oder absolviere mein Programm für Anfänger
Du musst einfach einmal damit beginnen. Und dann wird es zur einfachen Gewohnheit. So sehr, dass du dich fragen wirst, weshalb du nicht früher damit angefangen hast!
Austausch in völliger Transparenz
Vielen Dank, Flo, dass du deine Geschichte und deine Zahlen so offen mitgeteilt hast.
Zuerst einmal ist es interessant, wie unabhängig du bist, bis hin zu den Finanzen in deiner Partnerschaft. Und es freut mich, dass du dich hier im Blog in einem vorurteilsfreien Raum gefühlt hast. Genau deshalb heisst es ja auch persönliche Finanzen, weil sie eben persönlich sind! (dasselbe gilt auch für Kinder)
Und das Gleiche gilt auch für Finanzzahlen! Ich weiss aus Erfahrung, dass wir alle ein bisschen Geld-Voyeure sind und dass wir es lieben, zu erfahren, wie hoch die Löhne und Nettovermögen der anderen sind :D
Ich glaube, dass dies über die voyeuristische Seite hinaus Inspiration gibt, den eigenen Status quo zu hinterfragen! Vielleicht geht dir jetzt so etwas in der Art durch den Kopf:
Wow, diese Frau hat’s drauf! Eigentlich könnte ich mir auch so einen Karrierewechsel wie ihren vorstellen. Es wäre cool, den 1.5-fachen oder sogar den 2-fachen Lohn zu verdienen … Ich sollte die nächsten Schritte planen, um dies zu verwirklichen!
FIRE ist mehr als Zahlen
In all meinen Zeitungsinterviews erkläre ich, dass der Einstieg in die FIRE-Bewegung für alle mit Zahlen anfängt.
Und das ist der einfache Teil.
Du beginnst mit Budgetoptimierungen und Kostensenkungen.
Und bald darauf kommen Diskussionen über das Leben und philosophische Fragen auf …
Aber was mache ich eigentlich, wenn ich mit 40 in der Schweiz pensioniert bin? Was will ich wirklich tun, wenn ich alle Zeit der Welt für mich habe?
Ich kann nicht deutlich genug betonen, was Flo gesagt hat: FIRE ist mehr als Zahlen!
Das ist eine unglaublich effektive Art, die wichtigsten Fragen des Lebens anzugehen!
Slow travel
Dies scheint aktuell ein grosses Thema zu sein.
Auch ich strebe dies an. Ebenso wie viele Leser, die ich interviewt habe, sowie andere Blogger.
Ich bin neugierig, ob es sich dabei nur um eine Modeerscheinung handelt (wie bei den digitalen Nomaden, die scheinbar am Verschwinden sind) oder um eine tiefgehende Sache, die von Dauer sein wird.
Ich habe da so meine Hypothese.
Und ich warte, bis ich FIRE bin, um es selbst auszuprobieren und mehr darüber hier im Blog zu berichten :)
Erstelle dein eigenes System eines bedingungslosen Grundeinkommens
Etwas, was jeder FIRE-Suchende (mich eingeschlossen) im Ruhestand gerne mehr tun möchte, ist die Freiwilligenarbeit/Gemeinschaftsarbeit.
Jedes Mal, wenn ich jemanden aus der FIRE-Bewegung interviewe, kommt das Thema aufs Neue auf.
Darum musste ich an das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens denken 1.
Eines der Ziele des bedingungslosen Grundeinkommens ist die Selbstbestimmung.
Wenn du der Meinung bist, dass unsere Regierungen ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen sollten (was Jahrzehnte dauern würde, wenn überhaupt), dann findest du vielleicht in der FIRE-Bewegung, was du suchst.
In der Tat haben Flo und ich beschlossen, unsere eigene Version des bedingungslosen Grundeinkommens umzusetzen, indem wir das Geld dorther nehmen, wo es gelagert ist (auf dem Aktienmarkt). Und es wird sich insofern auszahlen (in Form von Aktienbewertungen und Dividenden), dass wir freie Zeit haben, die wir in unsere lokalen Gemeinschaften und in ehrenamtliche Tätigkeiten investieren können. Und das unabhängig von Regierungsbeschlüssen oder Kurswechseln.
Inwiefern inspiriert dich die Geschichte von Flo?
Ich werde hier nicht auf die politischen Hintergründe eingehen, tu dies bitte auch nicht in den Kommentaren. ↩︎