Ende letzten Jahres forderte mich ein Leser heraus bezüglich der Tatsache, dass mein Konto bei Interactive Brokers (aka IB) in Grossbritannien basiert ist und dass ich Probleme mit dem Brexit haben könnte.
Also habe ich meine IB Switzerland-Beraterin kontaktiert und ihr mehrere Fragen gestellt (in fetter Schrift):
Interactive Brokers und Brexit, was ist zu tun?
MP: Muss ich mir wegen meinem IB-Konto in Grossbritannien und dem Brexit-Ding Sorgen um mein Vermögen/Geld machen? Gibt es irgendwelche Auswirkungen, von denen ich wissen sollte?
Das Konto als solches befindet sich nicht in Grossbritannien. Tatsächlich ist unser US-amerikanisches Unternehmen (Interactive Brokers LLC) der Carrying Broker für Kundenvermögen weltweit. Sie finden hier einen Überblick der Standorte, an denen wir für unsere Kunden Konten haben. Diese Zentralverwahrer und andere Banken haben ihren Sitz in den USA oder ausserhalb der USA.
Ausserdem sind in den Feldern “A46-55” die Banken in Europa angegeben, die wir für Bareinzahlungen für unsere europäischen Kunden nutzen.
Ein hartes Brexit-Ergebnis wird daher keine Auswirkungen auf unsere Kunden haben, die das Konto bei IBUK eröffnet haben.
Europäische Kunden haben bis dato einen Vertrag mit IBUK abgeschlossen. Da jeder einen harten Brexit erwartet, haben wir uns in der Zwischenzeit um Notfallvorkehrungen (auch bekannt als Plan-B) gekümmert. Wir haben eine Gesellschaft in Luxemburg gegründet. Sobald wir das genaue Ergebnis im März kennen, kann ich mir vorstellen, dass neue europäische Kunden künftig einen Vertrag mit IB EU/Luxembourg abschliessen werden.
MP: Das heisst, all meine Assets (also ETF) werden von Interactive Brokers LLC in den USA gehalten, richtig?
Korrekt.
MP: Und was ist mit der kleinen Menge Bargeld, die ich im Moment habe? Wenn ich die Überweisung mache, geht es an die Citibank. Befindet die sich nicht in Grossbritannien?
Hängt davon ab, welche Währung Sie senden. Citi UK ist unsere Zahlungsstelle für CHF- und GBP-Überweisungen. EUR werden an Citi in Frankfurt gesendet, USD an Citi in New York. Wir sehen keine Probleme mit Citibank UK voraus. Andernfalls bestehen dank unserer langjährigen Beziehungen zu zahlreichen anderen Partnern Notfallvereinbarungen.
Also, ja, wenn Sie CHF senden, gehen sie an die Citibank in Grossbritannien. Kunden sollten sich keine Sorgen um die Bargeldbestände bei unseren verschiedenen Banken machen. Schliesslich haben sie auch den Bargeldschutz von bis zu 2,75 Mio. USD, wenn ein Kunde so viel bei uns hat.
MP: Und jetzt, wo es März ist, wissen Sie etwas Neues über die Auswirkungen des Brexit auf IB?
Keine Brexit-Auswirkungen erwartet. Wir tun alles dafür, dass IB Luxembourg bis Ende März einsatzbereit ist. Davon abgesehen, ist es nicht so, dass IBUK bei einem harten Brexit vom ersten Tag an alle europäischen Passlizenzen verlieren würde. Die meisten EU-Länder (Frankreich, Deutschland usw.) gewähren eine Übergangsfrist für den Umzug von Kunden, die derzeit unter Grossbritannien laufen, rüber nach Luxemburg. Wir werden darauf vorbereitet sein.
Ich habe nach weiteren Informationen zu dieser Übergangszeit gesucht und es gibt sie auch für die Schweiz. Sie läuft bis Ende 2020 und ist vermutlich erneuerbar, falls die Schweiz und Grossbritannien es wünschen.
Ausserdem hat die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde letzten Monat eine Pressemitteilung veröffentlicht um zu erklären, dass für den Fall, dass mit Grossbritannien kein Brexit-Abkommen geschlossen wird, ein Gentlemen Agreement unterzeichnet wird (das offiziell als “Memoranda of Understanding” bezeichnet wird), sodass weiterhin Informationen zwischen den Ländern fliessen können, damit die Geschäfte weiterlaufen können, während Notfallkonzepte eingerichtet werden.
Was machst du also mit Interactive Brokers, MP?
Mein Plan ist recht einfach: Ich werde meine kleine Reise fortsetzen, indem ich vierteljährlich CHF an Interactive Brokers überweise und direkt danach ETF kaufe.
Dann werde ich mir ganz unbesorgt eine gute Tasse Tee einschenken und auf meiner mobilen IB-App zusehen, wie mein Bargeld für mich arbeitet:
Und am Ende ändert dieses Brexit nicht viel für mich, da ich bei IBUK nie Bargeld in Reserve habe, weil ich ETF damit kaufe, sobald es auf meinem Citibank UK-Konto liegt.
Ausserdem habe ich genug Vertrauen in IB, dass sie ihre Kunden informieren, wenn deren Konten von Grossbritannien nach Luxemburg transferiert werden müssen.
Wenn man darüber nachdenkt, würde sich ein Brexit über Nacht negativ auf alle auswirken: Grossbritannien, die Länder, die mit ihnen Geschäfte machen, die Unternehmen selbst und die Bürger. Niemand hat ein Interesse daran, alle Abkommen zu brechen, ohne andere zu finden, die verhindern würden, dass Grossbritannien vom Rest der Welt isoliert wird.
Und wie sieht es mit dir aus, was ist deine Strategie für Interactive Brokers? Bleibst du bei ihnen oder wechselst du woanders hin (beispielsweise zu Cornèrtrader oder DEGIRO 1)?
Anlegen birgt Verlustrisiken. ↩︎