Damit notorische Nörgler keine wertvolle Zeit verlieren, sollte ich den Titel gleich etwas erweitern: “Travel-Hacking funktioniert in der Schweiz nicht – wenn du einen Mustachian-/frugalen Lebensstil hast”.
Vor ein paar Monaten las ich etwas über Travel-Hacking. Ich wusste, dass in der Schweiz einige Flugmeilen-Prämienprogramme mit Kreditkarten verbunden sind, aber nach ein paar sehr schnellen Recherchen derzeit dachte ich, es sei nicht möglich, so viele Punkte zu sammeln und gleichzeitig so viel weniger pro Jahr auszugeben! Daher habe ich die Sache auch nicht weiterverfolgt.
Auftritt Miles & More, das beste der schlechtesten Programme in Europa
Vor zwei Wochen dachte ich wieder darüber nach, als ich las, dass Leute in der Lage sind (mindestens) einmal im Jahr kostenlos zu fliegen, also beschloss ich, tiefer in das Sujet einzutauchen. Ich will auch gratis fliegen!!!
Es gibt eins unter all den Programmen der Schweizer Banken, mit dem du mehr Meilen ansammeln kannst als mit den anderen: Swiss Miles & More Kreditkartenduo. Wie du sehen kannst, ist es der Kartenservice des europäischen Programmes selbst.
Wenn du dich registrierst, bekommst du zwei Karten: 1 MasterCard und 1 American Express. Während ich dies schreibe, haben sie ein interessantes Angebot entfernt, das sie bis Ende Oktober 2014 hatten: doppelte Willkommensmeilen und halbierte Gebühren im ersten Jahr.
Ausser den Willkommensprämien stehen drei Arten von Kartenpaket zur Wahl:
Classic
1 Prämienmeile pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner MasterCard)
1,25 Prämienmeilen pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner American Express)
Jährlicher Loyalitätsbonus von 1'000 Meilen
CHF 120/Jahr (für die beiden Karten)Gold
1 Prämienmeile pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner MasterCard)
1,5 Prämienmeilen pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner American Express)
Jährlicher Loyalitätsbonus von 4'500 Meilen
CHF 220/Jahr (für die beiden Karten)Platinum
1 Prämienmeile pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner MasterCard)
2 Prämienmeilen pro ausgegebene 2 CHF (mit deiner American Express)
Jährlicher Loyalitätsbonus von 9'500 Meilen
CHF 700/Jahr (für die beiden Karten)
Verglichen mit den Bonusprogrammen anderer Banken ist das gar nicht so schlecht. Das letzte Beispiel, das mir einfällt, ist Credit Suisse, wo du pro CHF 2, die du ausgibst, 0,6 Meilen bekommst, und für CHF 2, die du mit einer American Express-Karte ausgibst, 1 Meile…
Ich habe fast alle Angebote verglichen, und es sieht aus, als biete Miles & More das beste Bonusprogramm in der Schweiz – lass mich in den Kommentaren wissen, ob du ein besseres gefunden hast!
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich darüber nach, zwei Gold-Pakete zu nehmen und nur diese das ganze Jahr lang zusammen mit meiner Frau zu nutzen, um unsere gesammelten Meilen auf einem einzigen Account zu maximieren. “Also, lass uns Meilen sammeln! 30'000 nur mit einer Unterschrift, und unser erster europäischer Flug gratis!”, dachte ich mir so…
Vielleicht sollten wir erstmal rechnen, ehe wir so viel Geld für dumme Plastikkarten bezahlen
Du solltest wirklich nie vergessen, erstmal nachzurechnen, bevor du dich von Werbekampagnen wie “30'000 in zwei Minuten nur durch eine Unterschrift hier!” einfangen lässt.
Mit unserer Passion für Kanada im Kopf, beschlossen wir, drei Szenarien durchzuspielen: erst ein europäischer Flug nach Helsinki, ein zweiter nach Montréal, und ein dritter nach Vancouver.
Eine weitere Überlegung vor der mathematischen Formel: Wir besitzen zurzeit eine kostenlose Kreditkarte mit dem schönen Namen “Migros Cumulus-MasterCard”, die von Migros herausgegeben wird.
Sie hat ein Cashback-Programm, mit dem du fast alles kaufen kannst, da Migros Lebensmittel, Kleidung, Elektronik und sogar Gas anbietet.
Ihre Bedingungen sind:
- CHF 1 bei Migros ausgeben = 1 Cumulus-Punkt
- CHF 2 sonst wo ausgeben = 1 Cumulus-Punkt
- Damals bekamst du CHF 1 pro 100 Cumulus-Punkte zurück.
Auftritt Mathe, basierend auf Ausgaben von CHF 33'000 pro Jahr!
Um realistisch zu sein, nahm ich folgendes an:
Erstes Szenario mit der Cumulus-MasterCard
- Wir geben unser Geld in Migros-Filialen aus.
- Das bringt uns CHF 165 Cashback mit dem Cumulus-Programm.
Zweites Szenario mit Miles & More-Kreditkarten
- Wir zahlen mit MasterCard, weil American Express in Läden in der Schweiz weniger oft akzeptiert wird (obwohl öfter als zum Beispiel in Frankreich)
- Wir bekommen recht einfach 60'000 Meilen: 30'000 Willkommensmeilen mit unseren zwei Gold-Paketen, 16'500 Meilen über unsere Einkäufe und 15'000 Meilen über mein getAbstract-Abo (mehr darüber später in diesem Blogpost).
Flüge nach Helsinki für zwei Personen
Cumulus-Kreditkarte
Cashback von Cumulus = CHF 165
Kosten für Helsinki-Flugtickets = CHF 214 * 2 = CHF 428
Gesamtkosten = CHF 263 (= 428 - 165)Miles & More Gold-Kreditkarten
Zwei Gold-Pakete im ersten Jahr = CHF 110 * 2 = CHF 220 (wir würden die Pakete dann vor Jahresende kündigen)
Kosten für Helsinki-Flugtickets = 1 Gratis-Flug (inklusive Flughafengebühren) + 1 zu zahlendes Ticket für CHF 214 = CHF 214
Gesamtkosten = CHF 434 (= 110 + 110 + 214)
Flüge nach Montréal für zwei Personen
Cumulus-Kreditkarte
Cashback von Cumulus = CHF 165
Kosten für Montréal-Flugtickets = 570 * 2 = CHF 1'140
Gesamtkosten = CHF 975 (= 1'140 - 165)Miles & More Gold-Kreditkarten
Zwei Gold-Pakete im ersten Jahr = CHF 110 * 2 = CHF 220
Kosten für Montréal-Flugtickets = 1 Gratis-Flug + CHF 570 Flughafengebühren + 1 zu zahlendes Ticket für CHF 570 = CHF 1140
Gesamtkosten = CHF 1'360 (= 110 + 110 + 570 + 570)
Flüge nach Vancouver für zwei Personen
Cumulus-Kreditkarte
Cashback von Cumulus = CHF 165
Kosten für Vancouver-Flugtickets = 1050 * 2 = CHF 2'100
Gesamtkosten = CHF 1'935 (= 2'100 - 165)Miles & More Gold-Kreditkarten
Zwei Gold-Pakete im ersten Jahr = CHF 110 * 2 = CHF 220
Kosten für Vancouver-Flugtickets = 1 Gratis-Flug + CHF 550 Flughafengebühren + 1 zu zahlendes Ticket für 1'050 = CHF 1'600
Gesamtkosten = CHF 1'820 (= 110 + 110 + 550 + 1'050)
Hinweis: zurzeit kannst du mit dem Miles & More-Programm Flughafengebühren bezahlen, indem du 18'000 Meilen eintauschst. Aber das gilt nur für Flüge in Europa…
Du zahlst am Ende immer etwas (wenn nicht mehr) für deine “kostenlosen” Flüge
Zum Glück hatte ich gerechnet, und nicht sofort diese Plastikkarten bestellt! In 2 der 3 Szenarien würde ich mehr zahlen, um Gratis-Flüge zu bekommen! Ist das nicht witzig!
Ausserdem gibt es einen weiteren wichtigen Nachteil, wenn du dich für das Meilenprogramm entscheidest: Du musst einen Flug von ihrer Liste nehmen. Das bedeutet, dass du manchmal (oft?) Flüge bekommst, die mit Stopovers über 16 Stunden dauern. Wenn du, wie ich, eine Familie hast, ist das nicht sehr praktisch.
Du kannst für dich selbst nachrechnen, wenn du die Zahlen anpasst.
Es ist klar, dass du, wenn du (noch) kein Mustachian bist oder Wege kennst, wie du deine Miete oder Kinderbetreuungsgebühren per Kreditkarte zahlen kannst, du vielleicht einen Vorteil aus solchen Karten-Bonusprogrammen ziehen kannst. Ich habe zwar nachgefragt, aber bisher kannst du ausser in Läden oder im Internet Rechnungen nicht mit Kreditkarte bezahlen.
Mit dem Miles and More-Rechner kannst du ausrechnen, wie viele Meilen du brauchst und auch wie viel Flughafengebühren du zahlen musst.
Das Beste aus beiden Welten
Aufgrund dieser Rechnung beschloss ich, mir das Problem, neue Kreditkarten zu haben – das Kündigen am Ende des ersten Jahres und das anschliessende Wieder-Abonnieren – nicht anzutun. Stattdessen entschieden wir uns für die Cumulus-MasterCard.
Ich bekam meine ohne irgendeinen Willkommensbonus… Meine Frau bekam ihre damals im Oktober 2014 und bekam 3'000 Cumulus-Punkte (etwa CHF 15, konservativ gerechnet).
Was sie bieten, sind im Grunde immer 3'000 Cumulus-Punkte, aber auf verschiedene Arten. Das ganze Jahr lang, wenn du empfohlen wirst oder jemanden empfiehlst, bekommt jeder von euch 1'500 Cumulus-Punkte. Ein- oder zweimal im Jahr haben sie diese besonderen 3'000 Willkommenspunkte, also behalte das im Auge, falls du deine noch nicht hast.
Falls der 3'000-Punkte-Bonus gerade nicht angeboten wird, kannst du meinen Cumulus-MasterCard Empfehlungs-Link nutzen.
Wir gaben aber nicht auf mit dem Meilen-Programm – wenigstens für dieses Jahr. Wir haben die Miles & More Spezialangebote ausgecheckt, weil wir immer noch ein paar Meilen von Credit Suisse-Punkten übrig haben und ich fand einen interessanten Deal mit getAbstract (Website, auf der du Zusammenfassungen von Business-Büchern findest). Ich nahm ihn über das Bildungsbudget meines aktuellen Arbeitgebers wahr und bekam zwei Dinge: 1 Jahr Lernen und 15'000 Meilen mehr.
Ihre Angebote sind weitgehend mit Hotel und Mietwagenbuchung. Ich denke nicht, dass ich so viel Meilen mache, sobald ich erstmal einen kostenlosen Flug hatte, weil ich kein Geld ausgeben will, nur um Gratis-Flüge zu bekommen. Wie gesagt, du bekommst Flüge nicht gratis. Du zahlst immer dafür, auf die eine oder andere Weise…
Bei diesem Setup kommt unterm Strich etwas Cashback rum – und wir entscheiden, wie wir es nutzen, für die Flüge, die wir wollen. Leider sind wir weit weg vom Beispiel USA, wo es Sinn macht, sich mit Travel-Hacking zu vergnügen. Hier in Europa sind die Meilen-Prämienprogramme weder interessant noch finanziell clever…
Und du, planst du noch, oder bist du schon drin im Travel-Hacking-Game? Wie gehst du mit deinen Kreditkarten-Belohnungen um? Egal? Süchtig?
UPDATE: bis zum 10.12.2014 kannst du 20'000 Willkommensmeilen für ein Classic-Abo bekommen: https://www.miles-and-more-cards.ch/en/credit-cards/classic/ - ziemlich interessantes Angebot, falls du immer noch willens bist, ins Schweizer Travel-Hacking-Spiel einzusteigen.
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