Da habe ich jahrelang in meinem Blog über mein Ziel geredet, mit 40 die finanzielle Unabhängigkeit in der Schweiz zu erreichen und stelle jetzt erst fest, dass manchen Lesern, die sich meinem Abenteuer auf diesem Weg angeschlossen haben, einige Grundlagen nicht klar sind.
Starten wir also mit einer der wichtigsten Variablen der FIRE-Bewegung (“Financial Independence, Retire Early”, zu Deutsch: “Finanzielle Unabhängigkeit, Frühzeitiger Ruhestand”) für jeden wahren Mustachian: der Sparrate bzw. Sparquote.
Wie bei allen Elementen der persönlichen Finanzen hat die Schweiz ihre Eigenheiten zur Berechnung deiner Sparquote.
Das hier ist die Zauberformel:
Sparquote = ((Einnahmen - Ausgaben) / Einnahmen ) x 100
Oder in anderen Worten:
Sparquote = Ersparnisse / Einnahmen x 100
Was beziehst du als Schweizer in die Berechnung deiner Sparquote ein und was schliesst du aus?
Persönliche Finanzen sind, wer hätte es gedacht, persönlich — das Problem dabei: die Meinungen dazu, was man bei der Berechnung seiner Sparquote einbeziehen und was man ausschliessen soll, gehen auseinander.
Nach vielen Iterationen und Diskussionen mit dem Team MP-Tribe bin ich zu einer Formel gelangt, die wohl in unserer Schweizer FIRE-Community am häufigsten verwendet wird.
Kategorie “Einnahmen”
Ich schliesse ein:
- Unsere Nettogehälter
- Alle zusätzlichen Einnahmen wie meine “Kickstarter”-Beiträge von Lesern für mein laufendes Buchprojekt oder Frau MPs Projekt aus Leidenschaft
- Alle Gehalts-Boni
- Rückzahlungen von Leuten, denen wir Geld geliehen haben
- Erstattungen aus diversen Quellen, wie Krankenversicherung, Steuern, meine beruflich veranlassten Kosten, etc.
- Die monatlichen Erhöhungen unserer BGV (zur Berechnung nehme ich den Wert meiner Austrittsleistung im Jahr X+1, subtrahiere den Wert meiner Austrittsleistung im Jahr X und teile durch 12, um den Betrag zu erhalten, den mein Arbeitgeber und ich monatlich leisten)
- Bankzinsen
- Auf unser Anlagekonto bei Interactive Brokers eingehende Dividendenzahlungen
- Die Kapitalerhöhung eines Wertpapiers nur bei dessen effektivem Verkauf
- Die Mietzahlungen unseres Mietgebäudes in Frankreich
- Bonus-Cashback von Migros Cumulus (über meine Kreditkarte) und ähnliche Programme
- Verkauf von Artikeln auf Anibis und anderen 2nd Hand-Plattformen
Und ich schliesse aus:
- Überweisungen von meinen verschiedenen Konten auf mein privates Konto (weil es schlussendlich kein Einkommen ist, sondern nur Geldbewegungen sind)
- Die Kapitalerhöhung meiner Aktien, die ich nicht verkauft habe. Das nennt man unrealisierte Leistung, was bedeutet, dass es bis zum Verkauf nicht wirklich ein Einkommen in meiner Tasche ist
- Wechselkursgewinne für verschiedene Währungen, die ich eventuell bei IB auf Lager habe; der Grund ist derselbe, ich profitiere nicht wirklich davon, solange es nicht in CHF umgerechnet wird
Kategorie “Ausgaben”
Ich schliesse ein:
- Alle Ausgaben, die wir über unser privates Konto oder per Kreditkarte bezahlen
- Das schliesst auch Ausgaben im Zusammenhang mit unseren Nebentätigkeiten ein
- Dann sind noch folgende Gebühren zu erwähnen, die häufig auf Konten anfallen, die man weniger im Blick hat:
- Verwaltungsgebühren für unsere 3a-Säule
- Transaktionsgebühren auf unseren Anlagekonten
- Verwaltungs- und Notargebühren für unser Gebäude auf unserem SCI-Bankkonto
- Unsere Hypothekenzinszahlungen
Und ich schliesse aus:
- Die Überweisung auf das Anlagekonto unserer Kinder (weil es sich nicht um eine tatsächliche Ausgabe handelt)
- Ich berücksichtige weder Überweisungen zwischen meinen eigenen Konten (inklusive der Ersparnisse, die wir auf unser IB-Konto überweisen), noch eventuelle Verluste meiner Wertpapiere im Falle eines Börsencrashs oder negative Schwankungen meiner Währungen
- Wertpapierkäufe (da das letztendlich nur Bewegungen zwischen meinem IB-Geldkonto und meinem IB-Wertpapierkonto sind)
- Die Rückzahlung unseres Darlehens für unsere Immobilie in Frankreich, da es sich auch nur um eine Bewegung zwischen unserem SCI-Konto (d. h. die erhaltenen Mieten) und dem Wert unserer Immobilie handelt, der entsprechend steigt
Warum ist die Sparquote der Grundpfeiler der FIRE-Bewegung?
Wenn du neu beim Blog bist, wunderst du dich vielleicht darüber, warum es uns Spass macht, unsere Sparquote zu berechnen. Sind wir einfach Mathe-Nerds?
Keineswegs!
Wir in der FIRE-Community lieben die Sparquote so sehr, weil sie eine magische Zahl ist. Die einzige, die vorhersagt (auf wissenschaftlich belegte Weise), wie viele Jahre du noch brauchst, bis du dich vorzeitig zur Ruhe setzen kannst:
Sparquote | Jahre bis zum Ruhestand |
---|---|
0% | 90 |
10% | 51.4 |
20% | 36.7 |
30% | 28 |
40% | 21.6 |
50% | 16.6 |
60% | 12.4 |
70% | 8.8 |
80% | 5.6 |
90% | 2.7 |
100% | 0 |
Die mathematische und ökonomische Begründung hinter dieser Tabelle wird in diesem Artikel ausführlich erläutert.
Jetzt wisst ihr also, warum wir von Team MP so verrückt darauf sind, diese Sparquote bis zum Maximum zu steigern!
Und wie ist das bei dir, wie kalkulierst du als Schweizer deine Sparquote?
PS: Ein grosses Dankeschön an den neuen Patron @Célien für das Sponsern des Blogs über Patreon. Ich bin sehr dankbar.