Wie du deinen Partner für ein gemeinsames Budget und den Traum von finanzieller Unabhängigkeit an Bord holst | Schritt 4 — Der grosse Sprung

Letztes Update: October 07, 2019

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Im letzten Post dieser Serie hatte ich erläutert, wie YNAB unser Finanzleben verändert hat. So sehr, dass wir in der Lage waren, unsere Wohnung ein Jahr früher als erwartet zu kaufen. Und so sehr, dass unser Nettowert innerhalb von 5 Jahren von CHF 50'000 auf CHF 380'000+ stieg.

Zur Erinnerung – zu der Zeit hatten wir ein “gemeinsames YNAB Konto-Budget” für alle Haushaltsausgaben sowie ein Budget pro Person für unsere persönlichen Ausgaben.

Der Nachteil dieses Systems für mich war, dass es uns nicht ausreichend mit dem Ziel der finanziellen Unabhängigkeit ausrichtete. Ich sah mich nicht wirklich (schon gar nicht heute) als Ruheständler mit 40, während Frau MP noch 10 weitere Jahre arbeiten würde. Ein Solo-Urlaub kann sicher Spass machen, aber dauernd, 10 Jahre lang? Nein, danke!

Ein Paar = eine gemeinsame Vision = ein einziges gemeinsames Konto = ein einziges gemeinsames Budget

Ich erinnere mich noch daran, als ich einem Kollegen erklärte, dass wir in Bezug auf Buchhaltung ziemlich gut eingerichtet waren, mit einem gemeinsamen Konto für gemeinsame Ausgaben, und dem Rest separat verwaltet, für das Gefühl von Autonomie und Freiheit, die das mit sich bringt.

Da ich etwas mehr verdiente, hatte ich zugegebenermassen auch Angst, die Kontrolle über meine Finanzen zu verlieren, weil ich nicht mehr sehen würde, wer wessen Geld ausgab.

Zu Unrecht. Meine Angst war unbegründet.

Mein Kollege antwortete, dass sie alles auf der Ebene von Geld, Konten und Budgets zusammengelegt hätten. Das ermöglichte ihnen, ihre gemeinsamen Ziele zu besprechen und es vereinfachte auch die Überwachung ihrer Finanzen erheblich, anstatt dass jeder seinen eigenen paar Cent zählt, ganz zu schweigen von den endlosen Überweisungen auf das Gemeinschaftskonto und den anderen Freuden, die 23 Bankkonten so bringen…

Beim Schreiben dieser Zeilen wird mir bewusst, dass es diese Diskussion war, die uns dazu bewegte, den nächsten Schritt zu machen.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr dachte ich, dass dieser Weg zur finanziellen Unabhängigkeit etwas sein sollte, das wir wirklich teilen, in dem Wissen, dass wir ihn gemeinsam gehen würden.

Eine Familienwanderung in diesem Sommer im Jura. Mit Blick auf den Mont Blanc, bitte!

Eine Familienwanderung in diesem Sommer im Jura. Mit Blick auf den Mont Blanc, bitte!

Ich war mehr und mehr überzeugt, dass wir dem von meinem Kollegen aufgezeigten Pfad folgen mussten, indem wir eine einzige gemeinsame Vision hatten, ein einziges gemeinsames Konto und vor allem ein einziges gemeinsames YNAB-Budget.

Es machte mir Angst, weil ich wusste, dass es unvermeidlich zu Diskussionen, Reibungspunkten und anderen lustigen Dingen führen würde, wie bei jedem Projekt, das von mehr als einer Person angegangen wird.

Aber schlussendlich war es der einzige Weg, wenn ich diesen Traum von finanzieller Unabhängigkeit mit Frau MP wirklich teilen wollte.

Ich verstand meine Ängste sehr gut. Und ich dachte, sobald ich mit Frau MP über die Idee gesprochen hätte, wäre der schwierige Teil erledigt und es ginge nur noch darum, alles einzurichten und das Wie zu besprechen.

Nur, dass Frau MP mit beiden Füssen bremste, als ich ihr erzählte, wir sollten alles gemeinsam haben!

Und das – das hatte ich so gar nicht kommen sehen.

Was also tun?

Aufgeben und mit meinem Ziel der finanziellen Unabhängigkeit alleine bleiben? Auf keinen Fall, wer das glaubt, kennt mich schlecht :D

Das berüchtigte PowerPoint!

Ich nahm diese Herausforderung an, machte sie zu meinem professionellen Projekt und fing an, meine Argumente zu Papier zu bringen. Und ich habe Slides gemacht! Ja, Slides, eine Keynote, eine PowerPoint-Präsentation, du hast richtig gelesen.

Statt es dir zu erklären, zeige ich sie dir besser gleich!

Gemeinsame Haushaltspräsentation des Paares Herr und Frau MP Schweiz
Klick auf das Bild unten oder auf diesen Link, um die vollständige Präsentation herunterzuladen

Frau MPs erste Reaktion? Ein kategorisches “Nein”.

Ihr Hauptargument war der Mangel an Autonomie und Freiheit.

Mit meiner logischen Denkweise grub ich ein wenig tiefer und nutzte die “5 Warums”-Methode, um den wirklichen Grund ihrer Weigerung zu verstehen.

We finally arrived at the source, with two concrete fears, discovered after four exchanges of emails the day after my “presentation”: Nachdem wir am Tag meiner “Präsentation” vier Mal E-Mails ausgetauscht hatten, kamen wir schliesslich zwei konkreten Befürchtungen auf den Grund:

  1. Die Einschränkung, mich jedes Mal fragen zu müssen, um jemandem etwas schenken zu können, wenn sie wollte
  2. Die Tatsache, dass ich den Geldbetrag für die Geschenke sehen würde, die sie mir machen würde

Diese Methode zum Ergründen der wahren Ursache eines Problems ist sehr effektiv – denn ich hätte an alles gedacht, ausser an das! Zum Beispiel, dass sie sich kontrolliert, ängstlich fühlen könnte oder dass das “Freiheitsbudget” zu begrenzt war. Nichts davon war es!

Was den Punkt betraf, anderen Geschenke machen zu können, schlug ich vor, dass sie eine bestimmte YNAB-Kategorie für geplante und unerwartete Geschenke haben könne und dass jeden Monat ein Betrag dafür budgetiert würde.

Der zweite, kritischere Punkt betraf ihre Befürchtung, dass ich meine Geschenke im Voraus sehen würde, und auch deren Preis.

Ich verrate euch auch, was ich zu Frau MP gesagt habe: “Für mich ist es ehrlich gesagt das Letzte, was eine Rolle spielt, ob du CHF 10 oder CHF 300 investierst, es ist mir egal. Wenn es dir um die Überraschung geht, verspreche ich, dass ich mitspiele und mir nicht im Detail ansehe, an wen die Transaktion geht. Eine weitere Lösung wäre, dass du deine Cumulus MasterCard behältst und ausschliesslich für diese Art von Käufen nutzt. Das löst das Problem, dass ich die Kreditkartenrechnung sehen könnte. 1

Wir besprachen das an dem Abend noch einmal und ich schlug Folgendes vor:

“Wir versuchen es für drei Monate und wenn es schrecklich für dich ist, machen wir es wieder wie früher. Versprochen.”

Zwei Jahre später, als sie eines Abends von der Arbeit kam, sagte sie zu mir: “Ich verstehe nicht, wie meine Kollegen alle darüber nachdenken müssen, wie sie ihre Weihnachtsgeschenke finanzieren und wahrscheinlich ihr ganzes dreizehntes Gehalt dafür nutzen müssen… während uns das null Kopfschmerzen macht, weil all das Geld da und eingeplant ist und ich genau weiss, wieviel wir für jeden unserer Verwandten haben.”

Jetzt weisst du auch, dass wir nie zurückgeblickt haben!

Der Schlüssel ist ein funktionierendes gemeinsames Budget

Was auf dieser Reise der Schlüssel für Frau MP war, einem einzigen gemeinsamen Budget für uns als Paar zuzustimmen, war die Tatsache, dass ich zuerst ihren Bedenken Raum gab, anstatt zu versuchen, direkt die YNAB-Lösung einzubringen und zu erzwingen.

Keine finanziellen Sorgen mehr am Monatsende? Genau wissen, was sie für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke ausgeben kann? Flexibilität behalten mit einem “Freiheitsbudget” für ihre eigenen Käufe?

Ihre Antwort auf all diese Fragen war ein lautes “Ja”! YNAB war nur das Werkzeug, um diese Dinge zu verwirklichen.

Ein weiteres wichtiges Element, das ihr sehr geholfen hat, die Umstellung anzunehmen: dass ich mich verpflichtet hatte, nach einem Versuch von drei Monaten umzukehren. Also kündigten wir unsere persönlichen Konten nicht sofort. Selbst wenn ich zögerlich gewesen wäre, hätte ich es wirklich getan. Aber ich wusste, wie sehr es ihr Leben verändern würde, also war ich ziemlich zuversichtlich.

Ein wichtiger Hinweis, um transparent zu sein

Da bei uns zuhause ich der Zahlenfreak bin, ist der Vorteil dieses Systems, dass Frau MP nicht dazu verpflichtet ist, YNAB komplett zu nutzen. Oder überhaupt zu nutzen. Das heisst, ich bin derjenige, der verantwortlich dafür ist, alle Daten einzugeben.

Das ist oft eins der Bedenken, über die Leser mir berichten: “Wie bringe ich meinen Partner dazu, auch YNAB zu nutzen?

Meine Antwort: “Gebt alles gemeinsam ein und ihr habt keine Probleme mehr mit vergessenen Transaktionen oder aufgegebenen Budgets!”

Diese Strategie hat uns ganz klar sehr geholfen, das langfristig durchzuziehen, bis auf den heutigen Tag.

Nochmal zur Erinnerung, unser Bank-Setup:

Nächster Schritt

Nachdem wir diesen grossen Meilenstein hinter uns gebracht hatten, lag der schwierigste Teil des Wegs noch immer vor uns. Und er bestand aus zwei Hauptproblemen: erstens, dass Frau MP die Idee akzeptierte, dass es mathematisch möglich war, sich so vorzeitig zur Ruhe zu setzen. Und zweitens, dass sie zu mir in dieses Boot steigen und gemeinsam mit mir auf dieses gemeinsame Ziel zusegeln würde.

Darüber werden wir im nächsten Kapitel reden!

Bis dahin würde ich gerne eine kleine Umfrage unter euch machen: Habt ihr lieber 1/ separate Konten und Budgets, 2/ ein gemeinsames Konto und Budget, wobei aber jeder noch sein eigenes Konto und Budget hat, oder 3/ wie bei uns, alles gemeinsam?
Und vor allem: sagt uns bitte auch, warum! (unten in den Kommentaren)


  1. Am Ende kam es bis heute nie dazu, dass Frau MP ihre persönliche Cumulus MasterCard genutzt hat, weil ich es vermeide, Ihr Fragen zu stellen, wenn es ein paar Tage/Wochen vor meinem Geburtstag oder Weihnachten mir unbekannte Transaktionen bei Revolut gibt. ↩︎

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Wie üblich schreibe und rezensiere ich nur Dinge, die ich in meinem persönlichen Alltag verwende oder denen ich vertraue.

Danke fürs Lesen!