Die Zeitmaschine und die zukünftigen Aktienrenditen

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Letztes Update: 16. November 2024

Dieser Artikel ist eine deutsche Übersetzung des Original-Blogposts von JL Collins (auf Englisch), den er auf dieser Seite seines Blogs jlcollinsh.com gepostet hat.


Heute scheint die allgemeine Meinung zu sein, dass wir für die nächsten Jahrzehnte mit bescheideneren Aktienrenditen rechnen müssen als mit jenen, die wir in den letzten Jahren genossen haben.

Sie sehen, dass sich Faktoren entwickeln, die das, was wir sonst historisch gesehen erwarten würden, bremsen könnten.

Das ist im Übrigen die Meinung meines persönlichen Helden, Jack Bogle, des Gründers von Vanguard und Erfinders der Indexfonds.

Was mich betrifft, so gebe ich zu, dass ich keine Ahnung habe, geschweige denn eine Zeitmaschine, wie jene, die im Titel erwähnt wird. Aber wir können uns zusammen einige Gedanken dazu machen.

Nehmen wir an, dass wir im Jahr 1975 alle bei einem Bier oder einem Kaffee zusammensitzen. Ich habe dieses Jahr gewählt, weil ich dann begonnen habe, zu investieren und M. Bogle seinen ersten Indexfonds lanciert hat. Ausserdem handelt es sich um einen Zeitraum von 40 Jahren.

Stellen wir uns vor, jemand, sagen wir, du, ergreift das Wort und sagt etwas wie: “Ich habe gerade einen Artikel über diesen Typen gelesen, Bogle, und es scheint, dass er etwas erschaffen hat, das sich Indexfonds nennt. Die Idee besteht darin, alle Aktien mit dem S&5 500 Index zu kaufen und zu halten, und den Index zu verfolgen, ohne zu versuchen, eine Superperformance zu erzielen. Ich frage mich, wie sich das in den nächsten 40 Jahren entwickelt?”

“Also”, könnte ich sagen, “ich komme gerade mit meiner neuen Zeitmaschine aus dem Jahr 2015 zurück. Und als ich dort war, habe ich mir die Geschichte der letzten 40 Jahren angeschaut und dies ist passiert …”

Und ich würde mit meiner Erklärung fortfahren …

… Wie ihr alle wisst, hat Nixon den Goldstandard abgeschafft und die Inflation hat zugenommen. Es stellte sich heraus, dass es noch viel schlimmer kommen sollte. In Kombination mit einer stagnierenden Wirtschaft führte dies dazu, dass ein neuer Begriff entstand: Stagflation. Sehr wüst.

So wüst, dass der Börsenmarkt 1979 so schwach geworden war, dass die Zeitschrift Business Week verkündete:

Titelbild der 'Business Week', das vom Tod der Aktien spricht

Titelbild der 'Business Week', das vom Tod der Aktien spricht

Anfang der 1980er-Jahren lagen die Hypothekarzinsen bei über 15 %.

Und dann, um das Jahr 1982 hat sich die Börse erholt und einen ziemlich erstaunliche Aufwärtszyklus erlebt. Jedenfalls bis zum Herbst 1987 und zum Black Monday …

Titelbild der New York Times zum Black Monday im Jahr 1987

Titelbild der New York Times zum Black Monday im Jahr 1987

… Der höchste Prozentsatz bei einem Absturz in der Geschichte des Markts - einschliesslich der Great Depression.

Diese Situation hatte eine ziemlich schlimme Rezession mit sich gebracht, die sich bis in die 1990er Jahre hineingezogen hat.

Aber gleichzeitig begannen ziemlich erstaunliche Entwicklungen, zwischen Mitte und Ende der 90er-Jahre, die unter dem Namen “Tech-Boom” Bekanntheit erlangten …

Titelbild des Time Magazins während des Tech-Booms

Titelbild des Time Magazins während des Tech-Booms

Aber wie du sehen kannst, endete das Ganze in Tränen. Sehr bitteren Tränen.

Aber nicht so bitter wie die Tränen, die der schlimmste Angriff auf amerikanischem Boden seit Pearl Harbor mit sich brachte:

Titelbild einer amerikanischen Zeitung am Tag nach den Attentaten des 11. Septembers

Titelbild einer amerikanischen Zeitung am Tag nach den Attentaten des 11. Septembers

Dieser Umstand wiederum führte dazu, dass die USA in zwei sehr teure (sowohl finanziell als auch am Blutvergiessen gemessen) Kriege verwickelt wurden – in Afghanistan und im Irak –, die immer noch im Gange waren, als ich 2015 wieder in meine Zeitmaschine stieg.

Infolge der Dotcom-Blase, des 11. Septembers und der darauffolgenden Kriege wurde die Wirtschaft schwer getroffen. Als Reaktion darauf wurden die Zinssätze noch weiter gesenkt und Kredite wurden immer erschwinglicher.

Man müsste ein Buch (oder vielmehr zwölf Bücher!) schreiben, um euch alles darüber zu erzählen, was die Finanzindustrie daraus gemacht hat.

Aber es ist ausreichend, zu sagen, dass dies zu einem unglaublichen Anstieg der Immobilienpreise und einem noch spektakuläreren Einbruch auf dem Immobilienmarkt führte.

Wodurch der schlimmste Börsencrash seit der Great Depression ausgelöst wurde …

Bevor sich der Staub im Jahr 2009 legte, war der Markt um über 50 % eingebrochen und es sah so aus, als würde die Talsohle nie erreicht werden.

Aber was passiert ist, ist passiert und als ich wieder in die Zeitmaschine gestiegen bin, war der Markt wieder auf dem steigenden Ast.

“Wow”, denkst du vielleicht, “das wird eine sehr hässliche 40-jährige Zeitperiode werden.”

Und ja, das war es auch.

“Ich nehme an, dass dieser neue S&P 500 Indexfonds nicht sehr gut performt hat. Es ist besser, die Finger davonzulassen.”

Also von 1975 bis 2015 hat er eine durchschnittliche Jahresrendite von 12 % verzeichnet.

“Durch all diese Turbulenzen? Niemals. Jetzt wissen wir, dass du uns nur auf die Schippe nimmst, JL.”


Sage ich für die nächsten 40 Jahre eine Rendite von 12 % voraus? Nein, natürlich nicht.

Aber ich behaupte, dass 12 % jährliche Rendite kein perfektes Goldenes Zeitalter voraussetzen. Solche Anlagen können inmitten von Unruhen, Krieg, Trauer und wirtschaftlichem Zusammenbruch florieren, und das haben sie auch getan.


Addendum von JL

1/ Von Andy im Kommentarbereich: Buffett on Bogle

2/ Larry Swedroe gibt einen Überblick über das Shiller CAPE 10 und die aktuellen Bewertungen des Markts.

"… weil die Risikoprämie von Aktien im Laufe der Zeit sehr stark schwankt, gibt es keine Methode, die sehr genaue Prognosen der Aktienrenditen ermöglicht …"

3/ Auf den Artikel von Swede wurde ich durch einen ausgezeichneten Beitrag von Physician on FIRE aufmerksam: Can a Bear take away your Financial Independence

4/ Die destillierte Betrachtung eines Jahres: 2019. Why you don’t trade on the news


Notizen von MP

JL hat diesen Artikel 2017 veröffentlicht und ich übersetze ihn nun im Jahr 2024.

Ich könnte seine Geschichte nach 2015 fortführen und die COVID-Pandemie sowie den Einmarsch in die Ukraine erwähnen. Ganz zu schweigen von den nie dagewesenen negativen Leitzinsen und dann von historischen Aufschwüngen (immer noch und immer wieder) an der Börse …

Kurzum: Investiere jeden Tag und bleibe dabei … für immer!


Bildnachweis: jlcollinsnh.com



Wie üblich schreibe und rezensiere ich nur Dinge, die ich in meinem persönlichen Alltag verwende oder denen ich vertraue.

Danke fürs Lesen!